Einkaufen ist anders, zumindest im Vergleich zwischen Deutschland und Nepal. Ich habe keine so große Erfahrung, wie es in anderen Ländern ist. Bisher habe ich eher ähnliches Verhalten beim Verkaufen und Kaufen erlebt, wie in Deutschland, mal vom „Handeln“ vielleicht abgesehen.

Aber Nepal ist definitiv anders: Du kommst aus dem Hotel, wehrst dich erfolgreich gegen Rikschafahrer und Taxipiloten, die einfach nicht verstehen wollen, dass du nur um die Ecke willst, um – nehmen wir als Beispiel – leckere Mangos fürs Frühstück zu kaufen. Aber schon klar, dass der zweite Rikschafahrer dich dann auch noch mal fragt, ob du mit ihm fahren willst. Natürlich hat er mitbekommen, dass du mit dem ersten, der dich ansprach bereits nicht fahren wolltest, aber man weiß ja nie…

Großräumig ausweichen geht übrigens auch selten wegen den vollen Straßen und Überhören eines Hupens oder Klingelns kann sowieso dem Einkaufsbummel vorzeitig ein Ende setzen. Also: größte Vorsicht ist die Regel Nummer 1

Solltest du während deines Weges an einem Geschäft vorbeikommen, dessen Auslagen für dich irgendwie interessant sind (vielleicht nur wegen der schönen bunten Farben), dann musst du damit rechnen, dass du wieder angesprochen wirst, z.B. warme Wintermützen wäre doch was … jetzt im Mai, oder etwa nicht? Nun denn: Regel Nummer 2: Geschäfte maximal nur aus dem Augenwinkel beobachten und NIEMALS dem Verkäufer irgendeine Art von Interesse zeigen. Das Auge trainiert sich nach ein paar Tagen darauf, glaube mir.

Einkaufsbummel, wie es die Frauen so lieben … einfach mal schauen, was es Interessantes gibt … Falsch! Denn Regel Nummer 3: Mach dir um Gottes Willen einen Plan, was du eigentlich genau kaufen willst. Ansonsten wirst du in stundenlange Gespräche verwickelt. „Du bist heute mein erster Kunde, deshalb besonders preiswert“, „Und brauchst du nicht auch noch dies oder jenes?“. Wie viele Stücke willst du denn, weshalb nicht gleich 10 Pullover? Da gibt’s eine guten Rabatt!“ usw. Möglicherweise gilt aber auch für dich: willst du den Partner mal `ne Weile loswerden, schicke ihn oder sie zum Bummeln. Funktioniert todsicher!

Sei dir bewusst: Wenn du etwas Spezielles willst, dann musst du Zeit investieren. Und obwohl manche bösartige so genannte Nepalkenner behaupten, die einzelnen Shopbesitzer würden sich nicht miteinander absprechen, greift Regel Nummer 4: Was der eine Shop hat, hat der andere auch. Hat der eine etwas nicht, lohnt es sich nicht, im anderen zu fragen, denn der hat das identische Sortiment. Wenn das nicht absolute Perfektion in Kommunikation und  Logistik ist!

Regel Nummer 5: Lerne ein paar Vokabeln: „Chhaina“ ist die übliche Antwort in allen Läden und heißt wörtlich übersetzt „gibt es nicht“. Erfahrungsgemäß kann das aber auch heißen: „Hat noch niemals einer gefragt.“/ „Keine Ahnung, was das ist.“/ „Weshalb nimmst du nicht einfach das, was ich hier habe?“/ „Habe keine Lust, mich um dich zu kümmern.“/ „Kann gerade nicht nachdenken, ist zu warm.“/ „Weshalb sollte ich dir zu helfen einen Laden zu finden, der das haben könnte, was du suchst?“

Solltest du Glück haben, das Gewünschte irgendwo gefunden zu haben, dann … Regel Nummer 6: schaue es dir genau an und probiere es aus. Man sollte es nicht glauben: Da fehlt mal ein Teil oder das Gerät geht definitiv einfach nicht.

Regel Nummer 7: Feilschen, Rumjammern, behaupten, dass es irgendwo viel billiger wäre. Tatsache ist: Oft gibt es Preise für Einheimische und welche für Touristen. Wer länger im Lande ist, bekommt dies dann irgendwann einmal heraus. Aber mal ganz ehrlich: Die meisten Sachen sind viel preiswerter als in Deutschland und uns bricht kein Zacken aus der Krone, ein klein wenig mehr zu geben, oder?

Solltest du angesprochen werden – und das wirst du – Taxi, Rikscha, Tiger Balm, Haschisch, Pfauenfedern, Schachspiel, Sarangi (kleine Geige), Flöte … bleibe (Regel Nummer 8) sehr bestimmt in deiner Ablehnung. Es wird nicht weit helfen, denn der nächste Verkäufer lauert schon ein paar Meter weiter. Dann hilft das unermüdliche Herunterbeten des Textes „Chaindaina“ (= Brauche es nicht“). Wem dieses „Mantra“ dann einmal über ist … darf sich meiner Erfindung bedienen und diesen Schriftzug auf ein T-Shirt sticken lassen (siehe Foto 1). Dann hilft manchmal einfach das Zeigen auf den Text.

Mein zusätzlicher Feldversuch ergab: Verkleidest du sich als Respektsperson (siehe Foto 2), dann wirst du seltener angesprochen. (Regel Nummer 9)

Vorgaukelung eines Höchstmaßes an Sersiösität

Regel Nummer 10: Stimmt alles nicht. Glaube mir kein Wort. Probiere es bei der nächsten Gelegenheit gefälligst selber aus 😉

Holger, Kathmandu

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.