Mit dem 100 fachen finanziellen Aufwand, mehreren Baumaschinen, dem 10ten Teil an Menschen und dem 100ten Teil an Spaß hätte man das in Deutschland auch geschafft: eine Betondeckenplatte an einem Tag gießen. Aber genug der Zahlenspiele!
Der Tag begann sehr zeitig, Peshala war 5:30 Uhr bereits draußen, um letzte Vorbereitungen zu machen. Gegen 8:00 waren dann alle Menschen am Platz. Es gilt, die gestern armierte Geschoßdecke vom Erdgeschoß des Kindergartenhauses als Bodenplatte fürs Obergeschoß zu gießen. An zwei Plätzen wurde per Hand der Beton gemischt und dann in flachen Schüsseln nach oben gereicht. Die leeren Schüsseln gingen dann wieder per Menschenkette zurück: sehr flexibles und in Richtung und Länge operativ anpassbares „Transportband“! Und schnell!
Ca. 40 Menschen aus dem Dorf sind zum Helfen gekommen. Alle Angestellten des PMC arbeiten mit. Die gesamte Verwandtschaft von Peshala ist ebenfalls vor Ort. Kinder, Erwachsene, sogar eine alte Frau finden ihren Platz beim Sandsäcke füllen und tragen, Betonmischen oder beim Transport des Gemisches. Ganz erstaunlich: sogar ein paar Schüler der Grundschule sind dabei und bauen ihre eigene Schule mit! Das sollte man sich einmal in Deutschland vorstellen!
An Onkels Haus wird inzwischen ein Büffel geschlachtet und ein riesengroßer Topf für Reis gerichtet. Am Abend gibt es Essen für Alle. Interessanterweise wird dieser Tag den Arbeitern nicht mit Geld bezahlt, sondern halt mit diesem Essen. Übrigens kostet das Ganze ca. 120 Euro)
Zwischendurch gibt es Pausen, bei einer Teepause serviere ich alle meine Reste an Süßigkeiten (Gummibärchen, Schokolade und Traubenzucker), die ich noch besitze. Sogar die meisten Männer greifen zu, was sonst nicht so üblich ist: Süßkram ist eher für die Frauen in Nepal. Ich bemerke am Nachmittag erste Hautverletzungen, weil ja mit bloßen Händen gearbeitet wird. Die braunen Nepalesenhände sind so weiß wie meine, und es gibt auch schon leicht zerfressene Haut…
Jedoch geht es unermüdlich weiter: Säcke schleppen, Mörtel mischen, Aufbringen … Zwischendurch wird viel gelacht. Wer das mal erlebt hat, wird es auch nicht so schnell vergessen.
Und was mache ich inzwischen? Ich fotografiere und drehe Filmszenen, fülle ein paar Säcke mit ab uns versuche, wenigstens nicht im Weg zu stehen. Obwohl selbst die jungen Mädchen mit 15 Jahren die schweren Säcke mit schleppen, traue ich mir das nicht zu. Ein etwas komisches Gefühl ist es für mich trotzdem, all die Menschen arbeiten zu sehen und ich filme bloß 😉 Übrigens hält mein Stativ den nepalesischen Bedingungen nicht stand und bricht am Nachmittag. Zum Glück habe ich dann bereits „alles im Kasten“.
Das Essen ist fertig, alle bekommen reichlich und am Ende versuchen die Köche vergeblich, noch die Reste loszuwerden. Alle rufen „puggio“ (es reicht) und halten die Hand über den Teller. Ich halte noch eine kleine „Dankesrede“ auch um darauf hinzuweisen, wo ein Großteil des Geldes herkommt: von den Sponsorenläufen am Gymnasium Einsiedel…
Beim Abendtee vorm Schlafengehen merke ich, dass Peshala, Somba und Lila ( PMC-Team) ziemlich geschafft sind. Zum Glück ist heute nur ein Patient hier gewesen, aber alle drei Frauen haben mehr als 12 Stunden hart gearbeitet.